Noch mehr Orientierung für den Verbraucher sollen die eigens von der Europäischen Union erarbeitete Reifen-Kennzeichnungspflicht bringen. Da neue Sommerreifen schon ab dem 1. Mai 2012 so gekennzeichnet werden dürfen, möchten Euch eine kurze Einführung zu diesem weiteren Logo geben, dass neben den zahlreichen Testsieger-Logos der Automobilclubs und Automagazine künftig standardmäßig im Reifenhandel auftauchen wird.
Ab November 2012 müssen Neureifen, die im europäischen Reifenhandel angeboten werden, von den Reifenherstellern ab Werk mit einem entsprechenden Aufkleber, den sogenannten EU-Reifenlabel, versehen sein. Diese zeigen in einer schematischen Darstellung die Einstufung des Reifens gemäß des Bremsverhaltens (der sogenannten Nasshaftung), seiner Kraftstoffeffizienz und dem externen Abrollgeräusch anhand entsprechender Hersteller-Tests. Die Klassifizierung reicht von A für sehr hohe Kraftstoffeffizienz bis G für geringe Spriteinsparung. Das EU-Reifenlabel kann dann für einen neuen Reifen beispielsweise so aussehen:
– Quelle: Yokohama
In die Bewertung von Neureifen fließen drei Eigenschaften ein, die es dem Verbraucher auf grundlegende Weise ermöglichen, zu erkennen, welche Auswirkungen die Nutzung des Reifenmodells hat.
- Die Nasshaftung – Gemessen wird die Fahrbahnhaftung des Reifens auf einer nassen Teststrecke im Vergleich zu einem bestimmten Vergleichsreifen. Je nach Abweichung vom Standardwert wird der Reifen einer Klasse zugeordnet.
- Das externe Rollgeräusch – Hier wird der Geräuschpegel des Reifens gemessen, der auf einem rollenden Fahrzeug bei 80 km/h in dB(A) aufgezogen ist. Gefahren werden muss auf einer Strecke, deren Fahrbahn-Eigenschaften vorgegeben und daher stets gleich sein muss.
- Die Kraftstoffeffizienz – Gemessen wird der Rollwiderstand des Reifens bei 80 km/h (in einer Versuchsanlage) bei 80% Belastung der maximalen Tragfähigkeit des Reifens. Je nachdem der Reifen abweicht, wird er in Klassen von A bis G eingeordnet.
Alle weiteren Aspekte, besonders solche, die die das Handling und die Sicherheit beim Fahren und Bremsen betreffen, werden nicht berücksichtigt. Diese wesentlichen Eigenschaften für Fahrsicherheit erfassen nur solche Reifentests, die umfassend weitere Reifeneigenschaften untersuchen. Der Österreichische Automobilclub (ÖAMTC) testet 19 (!) weitere Kriterien.
Das folgende Schaubild macht deutlich, wo der Verbraucher sich tatsächlich umfasend informieren kann – nämlich durch Reifentest-Veröffentlichungen und natürlich beim sachkundigen Reifenfachhändler:
– Schaubild-Quelle: Das Reifenlabel
Einige Experten für Reifen und Autotechnik haben das neue EU Label bereits im Vorfeld als unzureichend kritisiert. Der Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. (BRV) gibt für den Reifenkauf folgende Verhaltensweisen zu bedenken:
- Der Verbraucher muss sich darüber im Klaren sein, dass die drei gesetzlich verankerten Kriterien zwar wichtige, aber nicht die einzigen Leistungsmerkmale für einen Reifen sind.
- Der Verbraucher muss sich bewusst sein, dass der tatsächliche Kraftstoffverbrauch und die Sicherheit im Straßenverkehr stark von seinem Fahrverhalten abhängen. Eine ökologische Fahrweise kann den Kraftstoffverbrauch deutlich senken.
- Die Kraftstoffeinsparung hängt grundsätzlich vom Fahrzeug und den Fahrbedingungen ab. Bei einer Komplettaustattung des Fahrzeugs mit Reifen der Klasse A im Vergleich zur Klasse G ist eine Verbrauchsminderung von bis zu 7,5%* möglich. Bei Nutzfahrzeugen kann sie sogar höher liegen.
Die vermutlich wichtigsten Antworten auf viele Fragen der Reifenkunden zum neuen EU-Reifenetikett hat die Initiative „Das Reifenlabel“ vom BRV Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e.V. und wdk Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie e. V. in einer FAQ-Liste zusammengestellt.
Daneben bieten auch die Reifenhersteller eigene Informationen an, darunter (in alphabetischer Reihenfolge)
Folgt Reifen Jäger auf Facebook, auf Twitter und auf Google+!
Pingback: Für Test-Fans: Gute Winterreifen zur Saison 2012/2013 – 14 Zoll, 16 Zoll und SUVs « Reifen Jäger