Ab 1. November 2014 ist ein Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS) serienmäßig Pflicht in allen neu zugelassenen Fahrzeugen, die in der Europäischen Union (EU) verkauft werden. Mit der zunehmenden Verbreitung der RDKS-Technik kommen auf Autobesitzer und Reifenhändler enorme Herausforderungen zu, aber auch auf Kfz-Werkstätten und Fahrzeughändler. Daher haben wir die wichtigsten Informationen über RDKS zusammengestellt und geben Tipps für den Umgang bei Reifenkauf und Reifenmontage.
Dein Auto hat RDKS
„Wie: mein Auto hat einen Sensor, der den Reifendruck misst?“- „Was ist eigentlich dieses RDKS?“ – „Baut Ihr das beim Reifenwechsel ein?“ – Diese und ähnlich lautende Fragen haben wir in den letzten Tagen immer häufiger gehört. Mit Start der Winterreifen-Saison sind Autofahrer zu uns in die Reifenwerkstatt nach Rosenheim gekommen, die erst beim Reifenwechsel von einem Sicherheitssystem für ihre Reifen in ihrem Fahrzeug erfahren haben.
Die Situation ist tatsächlich nicht erstaunlich: Sowohl Automobilhersteller als auch Reifenhersteller haben das Thema – im Fachjargon auf Englisch „Tire Pressure Monitoring System“ (TPMS), bis vor kurzem weitgehend wegen zu geringer Relevanz für die Kommunikation der Produkte vernachlässigt. Zudem war ein Reifendruckkontrollsystem schon bei Fahrzeugen beinahe aller Marken und zumeist deren Modellen in der Oberklasse und Mittelklasse verbaut. Oftmals wurde dies beim Neuwagenkauf nicht ausdrücklich in den Vordergrund gestellt, da die Technik zwar hin und wieder als einzelnes Feature einer Zusatzausstattung erhältlich war, hingegen aber häufiger im Rahmen eines der verbreiteten Pakete als Sonderzubehör, etwa in einem Sicherheitspaket, versteckt verkauft wurde. Auch Automobilclubs und noch später die einschlägigen Medien wie Automagazine haben das Thema, gemessen an der Bedeutung beim Reifenwechsel, erst kurz vor dem Zeitpunkt der Reifendruckkontrollsystem-Pflicht zum Auftakt der Wintersaison aufgegriffen. Dazu schreibt VDO:
- Die Anforderungen an die Sicherheitsanzeige sind durch die EU-Norm ECE 661/2009 klar definiert:
- Ein plötzlicher Druckabfall von mehr als 20 % muss innerhalb von zehn Minuten angezeigt werden
- Ein schleichender Druckverlust muss innerhalb von 60 Minuten angezeigt werde
- Eine sichere Funktion muss ab einer Geschwindigkeit von 40 km/h bis zur bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs gewährleistet werden
Gründe für mehr Reifendruck
Die Gründe, warum ein RDKS eingebaut wird, liegen auf der Hand. Ein Großteil der Autofahrer kontrolliert nur (zu) unregelmäßig oder nicht den Luftdruck der Reifen, egal, ob im Sommer oder im Winter und – unbestätigten Zahlen zufolge 80 Prozent – fahren mit zu geringem Luftdruck. Das bedeutet ein unnötiges Sicherheitsrisiko trotz geringen Aufwands, dass jedoch weit verbreitet ist. Daneben hat ein zu niedriger Luftdruck zur Folge, dass sich Kraftstoffverbrauch und Reifenverschleiß erhöhen. Reifen mit zu geringem Luftdruck beeinträchtigen das Fahrverhalten in Kurven und können zudem zu stark erhitzen. Außerdem hat dies Auswirkungen auf den Kraftstoffverbrauch: Bereits 0,2 Bar zu wenig Reifendruck kann zu 10 Prozent kürzerer Lebensdauer der Reifen bei einem Prozent mehr Spritverbrauch sorgen. Genaueres zeigt die Übersicht:
Luftdruck im Reifen | Erhöhten Kraftstoffverbrauch | Reifenlebensdauer |
0,2 bar zu wenig | 1 Prozent mehr | 10 bis 15 Prozent kürzer |
0,4 bar zu wenig | 2 Prozent mehr | 30 Prozent kürzer |
0,6 bar zu wenig | 4 Prozent mehr | 45 Prozent kürzer |
Und noch mehr: Bei korrekten Reifendruck könnte sich der CO2-Ausstoß in Europa um mehr als zehn Millionen Tonnen verringern, hat Continental ermittelt.
Zwei RDKS-Systeme für Sicherheit
Direkt messende Systeme –
Die direkte Messung des aktuellen Luftdrucks erfolgt durch Sensoren in den Reifen. Diese sind an den Ventilen angebracht, welche an der Innenseite der Felgen mit einen Luftdrucksensor und Technik zur drahtlosen Übertragung (Niederfrequenzantennen) an den Bordcomputer ausgerüstet sind. Die entsprechenden Informationen über den herrschenden Luftdruck werden während der Fahrt übermittelt und können auf einem Display der Bordinstrumente angezeigt werden. Für Winterreifen mit eigenen Alufelgen benötigt ein Fahrzeug jeweils eigene Sensoren. Dieses System informiert genau, da meistens Details zu jedem Reifen angezeigt werden und es kann in der Regel für das Auto nachgerüstet werden. Daneben können je nach Fahrzeug-Ausstattung auch Informationen über die Temperatur und Reifenposition, einen Druckverlust im bei stehendem Fahrzeug sowie ggf. Informationen über das Ersatzrad angezeigt werden (das Reserverad muss nicht mit einem Sensor ausgestattet sein). Dabei erkennen direkt messende Systeme einen Druckverlust in der Regel am schnellsten und warnen Euch, falls alle Räder einen zu geringen Luftdruck aufweisen. Daher empfiehlt es sich, einen Blick in Euer Auto-Bordbuch zu werfen, denn es gibt Fahrzeugtypen mit beiden Systemen parallel auf dem Markt. So können sich Winterreifen-Schnäppchen nach der Montage als teurer Kauf herausstellen, wenn die Sensoren nachgerüstet werden müssen. Wir empfehlen, bei der Montage neuer Reifen einen alten Sensor zu erneuern, da die Lebensdauer der Batterie sich nicht bestimmen und sich austauschen lässt.
Indirekt messende Systeme –
Hier messen Sensoren, die im Fahrzeug eingebaut sind, den unterschiedlichen Luftdruck der einzelnen Reifen. Zu geringer Luftdruck in einem Reifen bedeutet, dass dessen Abrollumfang geringer wird. Dies bewirkt, das sich das betroffene Rad bei strikt geradem Fahrtverlauf schneller dreht als als die übrigen mit korrektem Reifendruck. Diese Intoleranz erfassen die Sensoren des Antiblockiersystems (ABS) und geben die Daten für die Ausgabe einer entsprechenden Information an den Auto-Bordcomputer weiter – allerdings kann dies im einfachen Fall ohne Hinweis auf den betroffenen Reifen geschehen. Daneben hat jede Rad/Reifen-Kombination eine bestimmte Art von Schwingung. Wenn der Reifendruck nun sinkt, verändern sich die jeweiligen Schwingungsmuster-Frequenzen. Nach Analyse dieser Informationen und der eines möglichen Druckverlustes durch den Bordcomputer kann auf dem Display ein betroffenes Rad – oder entsprechend weitere – angezeigt werden. Es entstehen hierfür zwar keine weiteren Kosten, doch sie sind trotz Integration ins Fahrzeug aufwändiger zu betreiben und ungenauer als direkt messende Systeme. Das System kann nur während der Fahrt mögliche Fehler messen. Bei jeder Veränderung des Reifendrucks, auch hoher Beladung, etwa bei Reisen mit mehreren Personen und bei jedem Reifenwechsel muss das System meist neu eingestellt werden.
Wenn Euch das RDKS warnt
Die Betriebsgenehmigung für Euer Auto ist nur gültig, wenn das RDKS funktioniert! Wenn Ihr also ein Fahrzeug mit RDKS habt, lasst die Reifen in einer Reifenwerkstatt wechseln. Bitte wendet Euch gern an uns, wenn Ihr Fragen zu den Themen Reifendruck und Aspekten des Reifendruck-Kontrollsystems in Eurem Auto habt. Wir helfen Euch auch schnell und unkompliziert bei der Bestellung eines neuen Reifen mit optimalem Luftdruck!