So sehr ich mich auch anstrenge: Nichts zu hören. Dabei habe ich gerade erst den Start-Stop-Knopf des kernigen Toyota RAV4 betätigt, um den surrenden Motor des SUV abzustellen. Die Szene vor der Windschutzscheibe, die mit feinen Eiskristallen bedeckt ist, schimmert bläulich. Das wenige Sonnenlicht der angebrochenen Polarnacht wird von Schnee bis zum Horizont reflektiert, der von Reifenspuren durchzogen ist und nun das blanke, schwarze Eis sichtbar wird, als hätte ein kleiner Riese mit einem schwarzen Malstift auf ein großes weißes Blatt gekritzelt. In der Ferne sehe ich schwach die Silhouetten des schwarzen und weißen GT86 über die Schneepiste flitzen. Die Scheinwerfer der Sportcoupés tasten sich wie leuchtende Finger über den stellenweise tief zugefrorenen See – solange die Winterreifen greifen.
Überhaupt: Der See Pasasjärvi, diskret gelegen auf Privatgelände, das sich nach einer halben Stunde verwegener Autofahrt über hügelig-kurvige Pisten fernab der dünn gestreuten Zivilisation in der Gemeinde Ivalo im Nordosten von Lappland erstreckt, verschneit und einsam mitten im Wald.
Reifen-Check extrem – nördlich vom Polarkreis in tiefer Polarnacht
Dabei haben wir Eisfahrer – nicht zu verwechseln mit den „Ice Truckern“ – die Szenerie auf Anhieb für uns entdeckt und ins Herz geschlossen: das moderne und doch traditionell gestaltete Holzhaus mit der wuchtigen Halle und dem behaglich knisternden, raumfüllend wärmenden Kamin, den bärtigen „Eismeister“ Vasant, der bei Eintritt der Dunkelheit unermüdlich Schnee in Mengen eines Einfamilienhauses mit seinem Schaufelbagger hin und herbewegt, tagsüber regelmäßig in seinem bulligen Pick-up vorbeischaut, um sicherheitshalber bei jedem wärmeren Lüftchen die Eisdicke mit seinem Spiralbohrer auszuloten.
Bereits den zweiten Nachmittag sind wir mit 8 Fahrerinnen und Fahrern auf dem verborgenen Testgelände nördlich des Polarkreises unterwegs. Zwei Tage, die uns – einmütig – wie zwei Wochen vorkommen. So dicht gepackt haben unsere, mit jahrelanger Finnland-Erfahrung ausgestatteten Reiseleiter – Scouts aus der Pfalz (!) -das Tundra-Programm der Testwoche in Eis und Schnee.
Winterreifen-Härtetest: Slalom – Lastwechsel – Bremsen
Auf dem weiträumigen, mit Eis und Schnee bedeckten Areal, was in Deutschland allmählich kaum noch vorkommt, reihen sich Tests zur Beschleunigung und Bremsen aneinander, abgewechselt von anspruchsvollen Slalomkursen. Spürbar für alle sind besonders die Erfahrungen im Handling, Seitenführung und Traktion der Reifen, zum besseren Vergleich zwischen den Winterreifen Bridgestone Blizzak LM-32 bzw. Bridgestone Blizzak LM-32S und solcher Bereifung, die lediglich das M+S Zeichen hat.
Ununterbrochen fahren, bremsen, sliden und – ja, auch das passiert – rutschen, wir über eine schneebedeckte Fläche, die auf den Navigationssystemen blau eingefärbt ist und keinerlei Straßen ausweist – geografisch befinden wir uns die längste Zeit des Tages im Auto auf dem Wasser. Dabei ist es in Finnland es eigentlich nichts Besonderes, im „Land der tausend Seen“ (genauer: 187.888 Seen größer als 500 Quadratmeter), in dem Boote neben Autos klar das Mittel zur Wahl zur allgemeinen Fortbewegung sind.
Die anderen Testfahrer sind unermüdlich und mit großer Begeisterung dabei, auf dem spiegelglatten Untergrund die Unterscheide zwischen den neuen Winterreifen und vergleichsweise aufgezogenen Sommerreifen zu erkunden. Dafür sorgt nicht zuletzt Rallye-Weltmeisterin Isolde Holderied, zugleich Toyota-Markenbotschafterin, die als Expertin mit Ratschlägen in ruhiger, sympathischer Art unterstützt, ohne dabei verbal und physisch in Lenkrad und Schaltvorgänge einzugreifen. Und wenn sie gerade nicht mit im Wagen sitzt, helfen wir uns untereinander gegenseitig.
@reifenjaeger @Bridgestone @autobildonline mein Lieblingsfoto vom letzten Jahr: #gt86 pic.twitter.com/ipCzagMoKt
— Toyota Deutschland (@Toyota_DE) 16. Oktober 2014
Immerhin sind wir über Stunden auf der eisigen, mit Pilonen abgeteilten Strecken unterwegs und da lässt die Konzentration schon mal nach – so sehr, dass uns gelegentlich einer der anderen Testfahrer samt Fahrzeug quer vor die Stoßstange schlittert. Da hilft dann auch die sonore Stimme aus dem Funkgerät nicht mehr, mit unser Koordinator – nach Stunden auf der blanken Eisplatte ordentlich durchgefroren (danke, Christian!) – versucht, uns einigermaßen auf Spur zu halten. Nicht bei Laune, denn die einzelnen Disziplinen, die wir abwechselnd durchfahren sind so abwechslungsreich, wie die Straßensituationen in einem langen Winter.
Mehr Grip auf Schnee und Eis
Klar sind die Situationen auf Eis und Schnee, besonders in städtischen Räumen, zuletzt immer seltener geworden. Doch im Fall eines Falles ist ein griffiger, moderner Winterreifen die letzte Versicherung, bevor es richtig kracht. Bestenfalls kann er seine Qualitäten auch auf trockener oder nasser Fahrbahn so ausspielen, dass die entscheidenden letzten Meter Sicherheitsreserven für alle im eigenen Auto und andere Verkehrsteilnehmer verbleiben und vor Unfällen schützen.
Genau so ist es in der konzentrierten Praxis, sprich auf dem Testgelände: Zuerst gebe ich auf Kommando Vollgas, drücke das Gaspedal bis zum berühmten Bodenblech, der Motor heult auf. Doch der willige RAV4 kommt – bei ausgeschaltetem Allrad-Antrieb – irgendwie nicht von der Stelle, geschweige denn in Schwung. Das mag sicher an den eigens aufgezogenen Sommerreifen liegen, die auf dem Schnee jegliche Form der Traktion vermissen lassen. Doch mit sanftem Kupplungsspiel und Gefühl schiebt sich die Frontschürze dann doch allmählich immer schneller über die knirschende Schneefläche. Doch halt, bei 50 Kilometern pro Stunde ist bereits eine Vollbremsung angesagt!
Die Unterschiede zwischen Sommerreifen und Winterreifen hinsichtlich des Bremsweges zeigt anschaulich die folgende Infografik:
– Quelle / Infografik: Reifenqualität – „Ich fahr‘ auf Nummer Sicher!“
Manche nennen es Bremsvorgang, hier könnte man entspannt zu Fuß neben dem blockierten kompakten SUV herlaufen. Denn es schiebt. Und schiebt. Und schiebt. Irgendwann steht der Wagen dann doch und verschont sogar die bunten Hütchen am improvisiert aufgeworfenen Wegesrand und die Nerven des Instruktors auf dem Beifahrersitz – hoffe ich. Auf diese Weise schaffe ich sogar die knackige U-Turn-Wendung am Ende des halben See-Feldes und schieße zurück in die Startzone, wo schon das kleine Bridgestone-Team gegen die kriechende Kälte herumhüpft.
Alltag auf winterlichen Straßen meistern
In der Lektion am Nachmittag ist das Fahren und Driften auf dem Rundkurs angesagt, um unsere Fähigkeiten beim Lastwechsel selbst einschätzen zu können und allmählich konzentriert zu steigern. Also geht’s rein in die kurvige Bahn, kurz vor der Spitze der Kurve gegengelenkt und mit – wenig – Gas für erneuten Schub kurz vor Ende der Biegung des Schnee-Flusses wieder heraus.
Wie ein perfekter Lastwechsel aussehen kann:
– Quelle / Grafik: vanishingpoint
Mittags um zwei erreicht die schüchtern hervorblitzende Sonne ihren spürbar und sichtbar höchsten Stand, scheint kurz durch milchig-gläsernen Wolkenstreifen, um dann schon wieder zu sinken. Die meiste Zeit ist das Licht bläulich-fahl, lediglich aufgehellt durch die zitternden Xenon-Scheinwerfer der sechs Testfahrzeuge Toyota GT86, Toyota RAV4 und Lexus IS 300h. Um die Fracht auf vier Rädern bis zum Polarkreis zu transportieren, war der junge Fahrer des signalgelb-lackierten Autotransporters allein zwei Tage über Autobahnen, Fähren und Schotterpisten bis in den hohen Norden unterwegs. Dennoch ist ihm die Müdigkeit nicht anzumerken, als er gemeinsam mit den extra eingeflogenen Technikern von Bridgestone und Toyota die Wagen immer wieder solange hin und her rangiert, bis sie für das Fotomotiv passen, oder und bereitstellt, falls jemand ab der vorgezeichneten Pisten in einer Schneeverwerfung gelandet ist.
Von den besten Autofahrern lernen
In der Lektion am Nachmittag ist das Fahren und Driften auf dem Rundkurs angesagt, um unsere Fähigkeiten beim Lastwechsel selbst einschätzen zu können und allmählich konzentriert zu steigern. Also geht’s rein in die kurvige Bahn, kurz vor der Spitze der Kurve gegengelenkt und mit – wenig – Gas für erneuten Schub kurz vor Ende der Biegung des Schnee-Flusses wieder heraus.
Das geschieht zur Freude aller Testfahrer, denn die meisten Teilnehmer haben sich auf Anhieb zu einer fast schon eingeschworenen Gemeinschaft zusammengefunden. Eigentlich könnten sie in regionalen Mentalitäten unterschiedlicher kaum sein, so bunt zusammengewürfelt ist die Gruppe aus Hamburg, Köln, Frankfurt, Regensburg und Berchtesgarden. Doch eines eint sie: die Leidenschaft des Autofahrens und die einzigartige Gelegenheit zu nutzen, dies jenseits von Fahrbahnbegrenzungen und physischen Kräfte auszuprobieren, die der Winter mit Wind, Schnee und Eis üblicherweise bereithält.
Und wieder haben wir am Nachmittag die Winterjacken gegen Schnee-Overalls eingetauscht und sind von Lexus und Toyota mit Lamellenbereifung auf geduldige Ketten umgestiegen. Gegen 16 Uhr ist es schon beinahe stockfinster um mich herum, bei minus 20 Grad Celsius, rund 1.000 Kilometer nördlich von Helsinki und läppische 40 Kilometer bis zur Grenze nach Russland. Um den Moment zu genießen, ziehe ich den Sicherungsstift meines Skidoo, um den Motor abzustellen. Und jedes Geräusch auf dem Hochplateau, mitten im Nichts, scheint verschluckt.
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Das folgende Video ist bei einer früheren Lappland-Aktion von Bridgestone, AutoBILD, Lexus und Toyota entstanden und zeigt anschaulich Impressionen einer Drivers‘ Experience:
– Quelle: YouTube
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Disclaimer:
Bridgestone Deutschland hat mich zur Teilnahme an der Winterreifen-Aktion zur Reise nach Finnland eingeladen und die Kosten übernommen.
Alle hier wiedergegebenen Äußerungen sind davon nicht betroffen – es wurde nichts für dieses Blogposting bezahlt.
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